Wie realistisch ist der Traum von der eigenen Insel?

Hamburg – Die Geschichte von Robinson Crusoe ist legendär, der Traum von der einsamen Insel fest in vielen Köpfen verankert. Urlaub mit möglichst viel Abstand und Privatsphäre, wegen Corona: Wo könnte das besser gelingen als auf einer eigenen Insel?

Klingt nach Spinnerei. Doch das ist es keineswegs. Allerdings braucht es für die Umsetzung dieses Traums das nötige Kapital.
Inselmakler Farhad Vladi weiß es genau. Auch seine Inselbegeisterung sei unter anderem von Robinson Crusoe inspiriert, erzählt der Hamburger. Seit 50 Jahren handelt der 75-Jährige mit Privatinseln. Rund 3.000 habe er bislang verkauft und Tausende mit eigenen Augen gesehen, von Kanada über die Seychellen bis Neuseeland.

«Insgesamt gibt es rund 12.000 Privatinseln weltweit», erklärt Vladi. «Aber nicht alles, was aus dem Meer guckt, taugt zur Privatinsel.»

Für eine Baugenehmigung etwa müsse ein Eiland mindestens ein Hektar groß sein. Auch müsse es gut mit dem Boot erreichbar und ansehnlich sein. Und eine Privatinsel kann nur dort liegen, wo Ausländer überhaupt kaufen dürfen. «Etwa 40 Länder kommen dafür in Frage», erklärt der Inselexperte. Zum Beispiel in Thailand mit seiner reichen Unterwasserwelt geht das nicht.

Viele der zum Verkauf stehenden Privatinseln lassen sich auch für Urlaube mieten – zu Preisen, die sich von einem ordentlichen Hotel nicht unterscheiden, sofern man mit Freunden oder Familie reist.

Exklusive Eilande für viele Millionen Euro

Und wie steht es um den Kauf einer Privatinsel? Ist das nicht nur etwas für Superreiche? «Wer sich ein gutes Auto leisten kann, der kann sich auch eine Insel leisten», sagt Vladi. An der Ostküste Kanadas gebe es Inseln ab 50.000 Dollar. Unbebaut, versteht sich. Allerdings sind auch 30 Millionen Euro möglich.

Schön ist eine Insel, wenn man auch die Freiheit hat, hin und zurück zu fahren, wann man möchte. «Auf einer Insel gefangen zu sein, ist nicht gut», sagt Vladi, der sich in Neuseeland selbst den Traum von einer eigenen Insel verwirklicht hat.

Ein Leben auf der Hallig

Und wie fühlt es sich an, dauerhaft auf einer Insel zu verweilen? «Für jeden Plan muss man einen Alternativplan in petto haben», sagt Nele Wree. «Das Wetter wirft nämlich schnell mal einen Plan um.» Zusammen mit ihrem Partner Holger Spreer lebt sie seit fast sieben Jahren auf der
Nordsee-Hallig Süderoog, mit ihren kleinen Töchtern Fenja und Ilvy mittlerweile zu viert.

Dass die 37-jährige Kunsthistorikerin seit 2013 Inselpächterin ist, sei vielen Zufällen zu verdanken. Auch ihr Partner, gelernter Fischer, gab für das Hallig-Leben seinen Beruf auf, nachdem sie die Stelle beim Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz bekommen hatten.

Sechs Kilometer trennt die 60 Hektar große Hallig von der nächsten großen Insel Pellworm. Statt einer Stromleitung gibt es Solaranlage und Dieselgenerator, dafür eine Wasserleitung durchs Watt.

Ganz schön viel Arbeit

«Unsere Hauptaufgaben sind der Küstenschutz, Naturschutz und auch der Tourismus. Das beinhaltet die Sicherung der Halligkante, die Vogelzählungen, die Überprüfung des Spülsaums und vieles mehr.» Auch die Beweidung der Salzwiesen ist Teil der Arbeit. Zu ihrer Robinson-Bande zählen auch mehr als 80 Lämmer und Schafe, über 20 Enten und Gänse, drei Rinder, zwei Minischweine, eine Katze und sechs Bienenvölker. Klingt nicht nach Hängematte und Cocktails schlürfen.

«Das stellen sich immer alle so romantisch vor, dass man den ganzen Tag als Pärchen zusammen ist. Es ist aber eher eine Arbeitsgemeinschaft», erzählt Nele Wree und lacht. «Man muss ja auch immer gemeinsame Entscheidungen treffen.»

Viel Ruhe und eine volle Truhe

In der Saison zwischen Mai und Oktober besuchen jährlich rund 1.500 Touristen Süderoog. «Das ist allerdings nur mit einer geführten Wattwanderung oder einem Ausflugsschiff ab Pellworm möglich», sagt Wree. «Und die Gäste dürfen nicht länger als eine Stunde bleiben.» Wree versorgt sie mit selbst gebackenem Kuchen und deftigen Suppen.

Die Insel des wahren Robinsons, Alexander Selkirk, bleibt bis heute geheimnisumwoben. Denn auf der chilenischen Más a Tierra – 1966 offiziell in Robinson-Crusoe-Insel umbenannt – soll tatsächlich ein riesiger Piratenschatz vergraben sein: mindestens 800 Säcke Gold. Klingt so, als warte da ein echtes Abenteuer. Aber vielleicht tut es erst einmal ein Kurzurlaub auf einer Privatinsel.

© dpa-infocom, dpa:200624-99-549688/3

Fotocredits: www.vladi-private-islands.de,www.vladi-private-islands.de,Carsten Rehder,www.vladi-private-islands.de,www.vladi-private-islands.de
(dpa/tmn)

(dpa)

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