Wie sich Abfälle auf Kreuzfahrten vermeiden lassen

Hamburg – Eine Kreuzfahrt ohne üppiges Speisenangebot würde kaum jemand buchen. Auf der «Aida Nova» zum Beispiel, dem neuen Flaggschiff von Aida Cruises, gibt es 17 Restaurants.

Dutzende Kilo Lebensmittel landen im Müll

Buffets sind auf See besonders beliebt, zugleich sorgen sie für ein Problem: Jeden Tag landen Dutzende Kilo
Lebensmittel im Müll. Die Reedereien sind bemüht, den Abfall zu reduzieren. Das geht aber nicht ohne die Gäste.

Nach Angaben des Kreuzfahrtverbands Clia plant ein Schiff mit 2600 Passagieren auf einer Atlantiküberquerung mit 13.200 Portionen Müsli, 37.000 Eiern und 7500 Portionen Marmelade. Auf einer zehntägigen Seereise mit 400 Gästen verarbeitet die Küche sieben Tonnen Obst. Und sechs Tonnen Fleisch und Geflügel werden auf einer siebentägigen Kreuzfahrt von rund 700 Gästen verspeist. Die Rationen möglichst genau zu planen, ist eine große Herausforderung.

Es tut sich was

Doch es tut sich einiges. Die italienische Reederei Costa hat im September 2017 das britische Unternehmen Winnow engagiert, um die Lebensmittelabfälle auf der «Costa Diadema» zu messen. Ganz genau wurde erhoben, was auf den Tellern übrig blieb. Auf Basis der Daten wurde das Angebot an Speisen angepasst – und reduziert. Auf dem Kreuzfahrtschiff konnten nach Angaben der Reederei bereits mehr als 50 Prozent der Lebensmittelabfälle vermieden werden. Bis 2020 sollen die Abfälle flottenweit um diesen Wert gesenkt werden.

Wie viele Kilo Essen jeden Tag absolut in den Müll gehen, dazu äußern sich die Reedereien ungern. Auf der «Costa Diadema» konnte der Abfall pro Person pro Tag von 218 Gramm auf 98 Gramm gesenkt werden. Das liege unter den Werten, die Landhotels üblicherweise erreichen. Was war besonders verzichtbar? Zum einen eher schmückendes Beiwerk wie Kräuter und Obst, zum anderen Beilagen wie Reis, Kartoffeln und Brot.

Sensibilisierung der Gäste

Costa spendet zudem übrig gebliebene Lebensmittel an wohltätige Organisationen in einigen angelaufenen Städten – zum Beispiel in Palermo, Marseille und Barcelona. Die Reederei setzt außerdem auf die Sensibilisierung der Gäste. Dafür gibt es die Kampagne «Taste don’t waste» (probieren, nicht wegwerfen). Die Passagiere sollen dazu angehalten werden, sich nicht so viel auf die Teller zu häufen. Das Buffet produziert besonders viele Reste.

«Das ist sicherlich die größte Herausforderung, weil der Gast bis zum Ende ein relativ voll ausgestattetes Buffet erwartet», sagt Jörg Rudolph, Deutschland-Chef von Costa Crociere. Auf den Costa-Schiffen kommt hinzu: Die Nationalitäten essen sehr unterschiedlich. «Der Deutsche isst vielleicht fünf Kartoffeln, der Franzose nur zwei», gibt Rudolph ein fiktives Beispiel. Und letztlich isst auch die Crew, die aus verschiedensten Ländern kommt, recht verschieden.

Um eine Reduzierung bemüht

Mäßigung statt hemmungsloser Genuss, und das im Urlaub? Man ist sich über den Zielkonflikt bewusst. Doch die Bereitschaft der Gäste zur aktiven Teilnahme am Programm sei da, erklärt Costa.

Aida Cruises, Marktführer in Deutschland und Schwestergesellschaft von Costa, ermittelt nach eigenen Angaben ebenfalls die Abfallmengen und bemüht sich um eine Reduzierung. Ein Trick für das Buffet: Gegen Ende der Öffnungszeit werde nicht das Angebot an Speisen verkleinert, wohl aber schrumpfen die Servierschalen. So soll das Angebot an Speisen vielfältig, aber weniger übrig bleiben. Zudem gebe es ein Nachordersystem auf den Schiffen, womit Restaurantmitarbeiter mit einem mobilen Gerät nur Speisen in der Hauptküche nachbestellen, die auch benötigt werden. Aus früheren Vergleichsdaten kann das Vorratsmanagement-System Menüvorschläge für die Küchen machen.

Tui Cruises ist ebenfalls nicht untätig. Mit der Organisation United Against Waste untersucht sie seit Herbst 2016, wie sich Abfälle an Bord möglichst vermeiden lassen. Das Pilotprojekt fand auf der «Mein Schiff 4» statt. Im beliebten Buffetrestaurant «Anckelmannsplatz» wurden nach Angaben der Reederei 20 Prozent der Lebensmittelabfälle eingespart. Der Deutsche Reiseverband zeichnete das Projekt im Dezember 2017 mit einem Nachhaltigkeitspreis aus.

Nicht mehr vom Buffet nehmen, als man essen kann

Lebensmittelabfälle lassen sich auf Kreuzfahrtschiffen nur bis zu einem gewissen Grad vermeiden. Der Kreuzfahrt-Experte Franz Neumeier weist darauf hin, dass den Bemühungen der Reedereien durch Hygienevorschriften Grenzen gesetzt sind. Dies liege zum einen an Gesetzen in den angelaufenen Ländern, zum anderen am eigenen Interesse, dass sich möglichst keine Krankheiten an Bord verbreiten, erklärt der Journalist auf seinem Blog «Cruisetricks.de».

Urlauber können zu einer nachhaltigeren Kreuzfahrt beitragen – indem sie nicht mehr vom Buffet nehmen, als sie essen.

Fotocredits: Costa Kreuzfahrten,TUI Cruises,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke
(dpa/tmn)

(dpa)

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